Mein letzter Gedanke, bevor ich am Dienstag mein Notizbuch zuklappe, ist der Vers aus Markus 9, 24
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben“; übrigens die Jahreslosung 2020.

Um 8.15 sitze ich mit den Requisiten für meinen Body Spirit Soul-Kurs im Auto.
„Spirit, was wird?“ ist dran. Ich habe Bibeln dabei, Andachtsbücher. Postkarten. Blumen.

Beim Altglascontainer halte ich an:
Im Kofferraum liegen noch die leeren Piccoloflaschen vom Freundinnenwochenende.

Mit Schwung steige ich aus dem Auto und werfe schnell die Flaschen ein.

Und dann passiert es:

Mit der letzten Flasche fliegen meine Schlüssel in den Container. Autoschlüssel, Wohnungsschlüssel, Gemeindeschlüssel, alles an einem feinem Schlüsselring.

Ich schaue in den halbleeren Container und kann den Schlüssel noch nicht mal sehen, so weit unten liegen die Flaschen. Aus meinen Andachtsbüchern und Bibeln baue ich mir ein Treppchen, damit ich höher stehe und weiter nach unten greifen könnte, wenn ich nur wüsste, wohin.

Sorry, Herr! Es ging nicht anders!

Leute gehen an mir vorbei, ein netter Mann mit langem Arm möchte helfen, aber auch er sieht den Schlüssel noch nicht mal. Wieder besteige ich mein Bibeltreppchen und greife vorsichtig in die Tiefe. Erspüre mit einer Fingerspitze die oberste Schicht Flaschen.

Es rasselt,  ich höre meinen Schlüsselbund tiefer rutschen. Mein Herz rutscht gleich mit. Ich stecke bis zum Schultergelenk im Container, sehe nichts, natürlich nicht – und bete:

Ich glaube – hilf meinem Unglauben.

Plötzlich ertastet mein Zeigefinger einen Zacken meines dünnsten Schlüssels, des Briefkastenschlüssels. Ich wage kaum, meinen Finger zu bewegen, hole einen zweiten Finger zur Hilfe und ziehe gaaaaanz vorsichtig mit langen, spitzen Fingern meinen Schlüsselbund an dem einen Zacken Briefkastenschlüssel aus dem Container…

…und steige von meinem Bibeltreppchen runter.

Mein Herz klopft wie wild und ich fange hysterisch erleichtert an zu lachen. So viel Adrenalin habe ich um 8.25 selten im Blut.

Natürlich könnte dir sowas nie passieren – mir ist es passiert. Als ich nach dem Krimi weiter zu meinem Kurs fahre, wird mir bewusst, dass ich ein perfektes Beispiel dafür erlebt habe, wie wichtig es ist, sich immer auf das Wort Gottes zu stellen.

Tschuldigung nochmal fürs Bibeltreppchen, Herr, aber sie sieht noch gut aus und ich hab sie jetzt noch ein Stück lieber!

Selig die nicht sehen und doch glauben.