Diese Erfahrung wird Anne nie vergessen. Noch heute schämt sie sich dafür:

In ihrem Umfeld gab es einen Obdachlosen, der immer wieder mal zum Betteln auftauchte.

Hartherzig war sie nicht – und sie gab ihm den Betrag, um den er bat. Mal 0,50€, mal einen 1,-€. Meist fragte er gar nicht nach mehr.

Um die Weihnachtszeit herum fragte er wieder mal nach Geld – und Anne verdoppelte, zum ersten Mal. Der Obdachlose war so perplex, dass er Anne spontan die Hand hinstreckte, um sich zu bedanken.Und genauso spontan wich Anne zurück – voller Ekel. Nein, nicht anfassen!

Und bereute sofort darauf ihre Reaktion. Das Leuchten in den Augen des Mannes war verschwunden, stattdessen Scham und Enttäuschung.

Keiner will nur abgespeist werden. Jeder, einer, der auf der Straße lebt, aber auch du und ich, wir wollen gesehen werden. Nicht nur mit unserem Bedürfnis, sondern menschlich berührt werden. Dann erfüllt sich, was Jesus sagt: „Was ihr dem Geringsten getan hat, habt ihr mir getan“.

Dann ist es gleichzeitig ein bisschen göttlich.