Sonntagmorgen im Corona-April. Das Telefon klingelt. Ein sehr entfernter Verwandter ist dran. So entfernt, dass ich mich wundere, dass er meinen Nachnamen weiß und mich frage, wie er unsere Telefonnummer herausgefunden hat. „Ich dachte mir, jetzt sind alle Leute erreichbar, da wollte ich mich einfach mal melden. Wie geht’s euch denn?“ Ich bin gerührt! Wir plaudern ein Viertelstündchen und irgendwie ist eine alte Verbindung wieder hergestellt. Wie einfach das möglich war.
Vor ein paar Tagen ist mein Wasserkocher kaputtgegangen. Weil ich mich erinnerte, dass ich vom Umzug meiner Mutter in die Seniorenresidenz noch einen Wasserkocher im Keller hatte, lief ich schnell hinunter und holte das gute Stück in die Küche. Normalerweise hätte ich sie sofort angerufen: „Mutter, denk dir, ich hab heute deinen alten Wasserkocher in Betrieb genommen. Ich musste gleich an dich denken und dich anrufen“. Aber meine Mutter lebt nicht mehr.
Wenn du an jemanden denkst: Ruf an, solange es möglich ist.
Wenn du jemanden vermisst: Ruf an, solange es möglich ist.
Wenn du eine Beziehung aufleben lassen möchtest: Ruf an, solange es möglich ist.
Wenn du dich bei jemanden entschuldigen möchtest: Ruf an, solange es möglich ist.
Wie wäre es, heute neue Erinnerungen zu schaffen, für später.