Beate und ich staunen immer wieder! Wir lernen die tollsten Frauen kennen. In unseren Kursen. Kirchen. Netzwerken. Junge. Alte. Bekannte. Tiefgründige Denkerinnen. Auffällige und Schüchterne. Wir kennen sie und sind begeistert!

Jeden Freitag lernst du nun eine von ihnen kennen. Sie inspirieren uns. Und weißt du was? Wir sind sicher, du bist eine ebenso große Inspiration für deine Umgebung, mittendrin in deiner Geschichte. Und gegenseitig feuern wir uns an: Mögen unsere Lebensgeschichten ein Happy End haben.

Annette Jans aus Bad Liebenzell

Kennst du diese Frauen, in deren Gegenwart du dich einfach nur wohl fühlst. Wo du dich weder vergleichen noch beweisen musst. Die dir das Gefühl vermitteln, du bist so, wie du bist genau richtig. Deren Nähe dir einfach nur wohltun. Die du dir als Freundin wünschst.

Ein paarmal habe ich mit Annette zu tun gehabt. Immer während eines Seminars, das ich im Monbachtal gehalten habe. Annette war meine rechte Hand. Sie hat sich für und um alles gekümmert. Mich versorgt und die Teilnehmerinnen. Vom Sektempfang bis zum Sektabschied. Dazwischen hatten wir bewegende Momente für Körper, Geist und Seele. Annette hat dafür gesorgt, dass sich jede Frau wohl gefühlt hat.

Annette bedeutet die Begnadete. Und das ist sie im wahrsten Sinne des Wortes. Reich begnadet mit einem großen Herzen für andere, mit einer Tiefe in ihrem Glauben und mit Zufriedenheit und Ruhe.

Was sind deine Hauptstärken?

Ich bin unkompliziert, positiv, offen, direkt, authentisch und menschenfreundlich.

Ein Vorgesetzter hat mich einmal als „widerspenstig“ beschrieben, das find ich auch irgendwie passend.

Was war das aufregendste Abenteuer deiner letzten Jahre?

Nachts um halb zwölf bekam ich eine Nachricht von Johannes, einem jungen Mann Mitte zwanzig. Seine Mutter, schwer erkrankt, bittet mich um einen Besuch im Krankenhaus.

Für mich hat damit ein Abenteuer begonnen. Ich hab mich in eine Situation begeben, die für mich Neuland war, und bei der ich nicht wusste, ob ich ihr gewachsen bin.

Die nächsten Wochen waren bestimmt von Besuchen am Kranken- und später am Sterbebett von Gisela. Wir hatten heilige Zeiten während vielen Vater-unser-Gebeten und während eines Abendmahls am Krankenbett. Ich erlebte zwei durchwachte Nächte am Sterbebett gemeinsam mit Johannes, ihrem Sohn. Traurige, ermutigende, hilflose und tiefe Momente sind mir in Erinnerung.

Was geblieben ist, ist die Gewissheit, dass Gisela nun bei Jesus ist. Beeindruckt bin ich bis heute von Johannes, wie er seine Mutter geliebt hat und aufopfernd für sie sorgte.

Verrätst du uns ein paar Details von dir?

Ich wohne mit meiner Familie auf dem Gelände der Liebenzeller Mission und der Internationalen Hochschule dort. Angestellt bin ich hier als Mentorin und Begleiterin der Studierenden. Das erfüllt mich sehr.

Was ich außerdem gerne habe: Menschen, Kräutergarten, Bücher, Bewegung.

 Welche Veränderung an dir findest du positiv?

Ich bin im Lauf der Jahre gelassener geworden. Ich lerne, mich zurückzunehmen und anderen den Vortritt zu lassen – das ist mit 56 Jahren wohl auch dran …

Welche Erfahrung hat dich fasziniert?

Auf dem Gelände der Liebenzeller Mission befindet sich außerdem das so genannte Feierabendhaus. Dort leben Missionsschwestern im Ruhestand.

Während der Advents- und Weihnachtszeit 2020 erkrankten fast alle Schwestern und Mitarbeiterinnen an Covid-19. In dieser Zeit bin ich im Feierabendhaus eingesprungen.

Ich war zutiefst davon beeindruckt, wie gut das Modell der Lebensgemeinschaft der Schwestern gegriffen hat: Der Zusammenhalt dort und die Hilfsbereitschaft der noch gesunden und betagten Schwestern – und das Ganze in einer geistlichen und von Liebe geprägten Atmosphäre.

Die Schwestern waren sehr dankbar für meine Hilfe – aber eigentlich war ich die Beschenkte. Es war mir eine Ehre, für kurze Zeit in die „besondere Welt“ der Schwestern einzutauchen und so viel Gutes zu erleben.

Bei welcher Tätigkeit wachsen dir Flügel?

Wenn ich vor neue, unbekannte Herausforderungen gestellt werde … und wenn unsere Wohnung volle junger Menschen ist – gerne auch spontan.

 

Liebe Annette, ich gehöre nicht mehr zu den „jungen Menschen“, aber dein Angebot nehme ich an. Irgendwann komme ich dich mal spontan besuchen. Zusammen mit meinem Mann. Ich habe ihm schon so oft von euch erzählt. Von eurer liebevollen Art, wie ihr als Ehepaar miteinander umgeht. Du und ihr seid großes Vorbild. Du kannst schon mal den Martini rosso kalt stellen 😉