Auf der Frauenkonferenz am letzten Wochenende standen wir ziemlich regelmäßig morgens am Kaffeeautomat Schlange. Fast jede der 600 Frauen plus anderer Hotelgäste favorisierte den Lieblingskaffee direkt aus der Maschine. Nur wenige begnügten sich mit dem Kaffee aus den Thermoskannen am Tisch. Noch bevor ich ans Frühstücksbuffet ging, reihte ich mich in die Kaffeeschlange ein. Irgendwann bekam ich mal mit, dass sich Frauen direkt zwei Tassen rausließen, um nicht nochmal anzustehen. „Macht man doch nicht.“, dachte ich, und ein paar Minuten später dachte ich: „Na, dann mach ich das auch.“ Aber eigentlich hab ich mich ein bisschen dafür geschämt. Einen Tag später standen die Frauen mit bis zu drei leeren Tassen vor dem Automaten, was dazu beitrug, dass das Warten noch länger dauerte. Man hatte sich abgesprochen, die Freundin brachte noch Kaffee für die anderen am Tisch mit. Müssen ja nicht gleich alle anstehen. Haben wir dann natürlich auch gemacht.
Und dann kam der dritte Tag. Ich war etwas spät dran und sah von meinem Platz aus, dass meine Freundin am Automaten stand, nur noch eine Person vor ihr. Sie grinste mich an, ich schnappe mir meine Tasse, brachte sie ihr. Da stellt sie fest, dass sie ihre Tasse vergessen hatte und am Automaten keine mehr waren.
Ich rannte zu einem leeren Tisch, an dem ein paar Gedecke inklusive Tassen standen, nahm mir eine und brachte sie meiner Freundin. Eigentlich hatte ich es gut gemeint.
Da regte sich eine Frau auf, was das denn soll, sie wolle sich da gerade hinsetzen, und warum ich ihr die Tasse jetzt wegnehme. Upss, hatte ich nicht gesehen. Ich gab ihr also schnell eine Tasse vom Platz daneben. Ne, die brauche sie auch, ihre Freundin würde da sitzen. Es waren noch ein paar Tassen an dem Tisch und ich gab ihr die nächste. Das würde auch nicht reichen, sie wolle hier mit 10 Frauen sitzen.
Mittlerweile hab ich mich schon ein bisschen geschämt, ging zur nächsten Bedienung und bat sie, noch eine saubere Tasse aus der Küche zu holen. Was sie dann auch tat.
Keine Ahnung, was die zehn Frauen, von denen ich allerdings nur zwei gesehen habe, gedacht haben. Keine Ahnung, ob mich die anderen 587 beobachtet haben. Aus der Nummer kam ich nicht mehr raus. Ich wäre nur am liebsten ein bisschen im Erdboden versunken.
So ein Theater, wegen einer Tasse Kaffee.
Hab mir selbst schon längst vergeben, aber da siehst du mal, wie komisch man manchmal sein kann.
Nur für den Fall, dass du auch manchmal komisch bist.